Tschechien

Die Tschechische Republik ist ein kleines Binnenland in Mitteleuropa, man sagt auch im Herzen Europas. Sie liegt in der gemäβigten Klimazone und nimmt eine Gesamtfläche von 78 864 km2 ein. Im Norden grenzt sie an Polen, im Süden an Österreich. Die längste Grenze hat sie im Westen mit der Bundesrepublik Deutschland, während die östliche Grenze mit der Slowakischen Republik am kürzesten ist. Das Staatsgebiet Tschechiens umfasst drei historische Länder - Böhmen, Mähren und Schlesien und. Nach der Volkszählung im Jahre 2010 hat die Tschechische Republik 10,5 Millionen Einwohner, davon rund 5,2 Millionen Männer und 5,3 Millionen Frauen. Rund drei Viertel der Bevölkerung leben in Städten. Die Einwohnerdichte beträgt 134 Einwohner pro km 2, das gesamte Bevölkerungswachstum rund 2,5 Personen pro 1000 Einwohner. Die Hauptstadt und größte Stadt ist Prag mit 1,2 Millionen Einwohner.

Natur und Landschaft          

Die Landschaft  ist überwiegend gebirgig. Die Gebirgszüge bilden eine natürliche Grenze. An der Südwestgrenze Tschechiens liegt der Böhmerwald (Šumava, 1000 bis 1400 Meter), im Nordwesten das Erzgebirge (Krušné hory, Keilberg 1244 Meter) und im Norden das Riesengebirge (Krkonoše) mit der Schneekoppe (Sněžka) 1602 Meter. Südöstlich des Erzgebirges breitet sich zu beiden Seiten der Elbe (Labe) das Böhmische Mittelgebirge aus. Böhmen und Mähren werden durch die Böhmisch-Mährische Höhe (600 bis 800 Meter) voneinander getrennt. Mähren hat im Osten Anteil am Karpatenvorland und im Süden am Wiener Becken. Die Ostgrenze zur Slowakei bilden die Beskiden und Weißen Karpaten und der Fluss March, und die Südgrenze zu Niederösterreich bildet großteils ein Fluss – die stark mäandrierende Thaya (Dyje). Entlang der Kämme des Oberpfälzer- und Böhmerwaldes, der Böhmisch-Mährischen Höhe, der Beskiden und Westkarpaten verläuft die Europäische Hauptwasserscheide.

Sollte man über die Naturschönheiten sprechen, müsste man noch zahlreiche Sandsteingebilde und Felsenstädte in der Böhmisch-Sächsischen Schweiz und im Böhmischen Paradies erwähnen. Interessant sind ausgedehnte Karstgebiete mit märchenhaften Tropfsteinhöhlen. Am bekanntesten ist der Mährische Karst mit dem unterirdischen Fluss Punkva und der 138 m tiefen Schlucht Macocha.  Tschechien ist reich an Mineral- und Heilquellen. Sie lieβen Kurorte entstehen, von denen Karlsbad, Marienbad, Franzensbad (Karlovy Vary, Mariánské Lázně, Františkovy Lázně) in Westböhmen und Luhačovice in Mähren weltberühmt sind.

Industrie und Landwirtschaft       

Einen großen Teil der Industrie bildet die Erzeugung moderner Industrieanlagen und Industriekomplexe, die überwiegend für Westeuropa und andere hochentwickelte Staaten der Welt bestimmt sind, sowie die Automobilindustrie (die Škoda-Auto-Werke gehören zu den größten Betrieben des Landes und bilden den wesentlichen Teil des tschechischen Exportes). Weitere wichtige Bereiche: die Metallurgie, Maschinen-, Lebensmittel- und Holzindustrie, ferner die chemische, petrochemische und pharmazeutische Industrie, Glas- und Keramikerzeugung. In Böhmen hat die Glasindustrie eine Tradition.

Die Landwirtschaft betreibt vorwiegend den Anbau von Weizen, Mais, Gerste, Zuckerrüben, Kartoffeln, Rüben, Futterpflanzen, Weinreben, Gemüse und Obst. Besonders wichtig ist die Hopfenproduktion als Grundlage der tschechischen Braukultur. Außerdem werden Rinder und Schweine gezüchtet. Zusätzlich sind die Jagd und die Fischzucht von wirtschaftlicher Bedeutung. Auch die Holzindustrie ist für das Land wichtig.

Geschichte                 Der slawische Stamm der Tschechen kam zwar schon zwischen dem 5. und 6. Jahrhundert in das Gebiet der heutigen Tschechischen Republik. Doch den offiziellen Namen Tschechien erhielt die Region erst mehr als tausend Jahre später, zuvor waren die Namen Böhmen und Mähren gebräuchlich. Zum ersten Mal als gemeinsames Volk traten die Tschechen ab Ende des 9. Jahrhunderts in Erscheinung, als das Geschlecht der Premysliden gut 400 Jahre lang über Böhmen herrschte. Unter seiner Herrschaft gewannen Böhmen und Mähren zunehmend an Bedeutung, mit Wratislaw II. bestieg 1085 der erste böhmische König den Thron.

Seine größte Ausdehnung erreichte das Königreich Böhmen unter der Herrschaft Ottokars II. (1253-1278). Es umfasste zu dieser Zeit neben Böhmen und Mähren auch die Herzogtümer Österreich, Kärnten und Steiermark. Das Königreich Böhmen hatte eine Sonderstellung im Heiligen Römischen Reich und beherrschte unter Dynastien wie den Přemysliden und Luxemburgern große Gebiete Kontinentaleuropas. Im Zuge des Aufstiegs der Habsburger und des Dreißigjährigen Krieges wurde das Gebiet Teil der Habsburgermonarchie und blieb es bis zum Ende des Ersten Weltkrieges und Untergang von Österreich-Ungarn.

Im Jahre 1918 wurde die Tschechoslowakei gegründet. Im Frühjahr 1939 wurde sie von Hitler-Deutschland besetzt und aufgeteilt. Die Slowakei wurde ein eigener Staat und der tschechische Landesteil zum Protektorat Böhmen und Mähren gemacht. 1945 wurde das Land durch die Rote Armee mit Unterstützung der Tschechoslowakischen Exilarmee vom NS-Regime befreit. 1948 übernahm im sogenannten Februarumsturz die Kommunistische Partei (KSČ) die Macht. Als Satellitenstaat der  Sowjetunion wurde das Land ein Teil des Ostblocks und Mitglied des Warschauer Pakts. Die Reformbewegung Prager Frühling wurde 1968 von Truppen des Warschauer Pakts niedergeschlagen. 1989 wurde nach der Samtenen Revolution unter Václav Havel die Demokratie wiedererrichtet.

Die heutige Tschechische Republik wurde am 1. Januar 1993 durch Teilung der Tschechoslowakei gegründet. Es ist eine parlamentarische Republik, mit dem Präsidenten als Staatsoberhaupt und die Verfassung bestimmt, dass sie ein demokratischer Rechtsstaat ist.

Politik            

Im Jahre 1999 wurde Tschechien Mitglied der NATO und am 1. Mai 2004 Mitglied der Europäischen Union. Seit dem 21. Dezember 2007 entfallen aufgrund des Schengener Abkommens alle Grenzkontrollen zu den vier Nachbarländern. Tschechien übernahm die EU-Ratspräsidentschaft im Jahr 2009. Seit dem 8. März 2013 ist Miloš Zeman Staatspräsident. Die aktuelle Koalitionsregierung unter Ministerpräsident Bohuslav Sobotka bilden die sozialdemokratische ČSSD, ANO 2011 und die KDU-ČSL. Tschechien bildet mit Polen, der Slowakei und Ungarn die sogenannte Visegrád-Gruppe.

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