Die Stadt Strážnice
Geschichte
Die ersten schriftlichen Nachweise stammen aus dem 13. Jahrhundert. Strážnice war unter Přemysl Ottokar II. eine strategisch wichtige Stadt an der Ostgrenze Mährens. In der Umgebung befinden sich aus diesem Grunde auch einige Burgen, darunter auch die nach 1260 gebaute Burg Strážnice.
Die Herren von Krawarn
Der Ort gehörte zunächst zum königlichen Vermögen, wurde dann aber zu Beginn des 14. Jahrhunderts an die Herren von Krawarn verkauft. Unter deren Regentschaft blühte die Stadt auf, vor allem unter Peter Strážnický von Krawarn, der in der Nähe das nach ihm benannte Dorf Petrov gründete. Er legte auch die ersten Weinberge an und schützte den Weinbau durch das von ihm verfasste Weinbergrecht. Anfang des 15. Jahrhunderts schlossen sich die Herren von Krawarn der Hussitenbewegung an. Trotzdem brannten die Hussiten die Stadt mehrmals nieder, die Georg von Krawarn wieder neu errichtete. In der Burg Strážnice kam es im Jahre 1458 zu einem historischen Ereignis – dem Treffen des böhmischen Königs Georg von Podiebrad mit den ungarischen Ständen, an die den gefangen genommene ungarische König Matthias Corvinus übergeben wurde.
Die Herren von Žerotín
Anfangs des 16. Jh. wurde die Stadt von den Herren von Žerotín gekauft, einem weiteren der führenden mährischen Geschlechter. Unter ihrer Herrschaft erlebte Strážnice seinen größten Aufstieg. Es wurden umfangreiche Privilegien an die Stadt und die Handwerkzünfte erteilt. Der Ausbau der Stadtbefestigung schritt voran. Unter Johann III. von Žerotín war die Stadt mit einem Lehmwall mit Holzpalisaden und drei eingebauten kleineren Toren umgeben. Die Zufahrtstraßen wurden durch zwei Toren mit halbkreisförmigen Bastionen geschützt und sind bis heute erhalten. Neben der St. Martin Kirche entstand ein Wachturm. Die alte Wasserburg baute man zu einem Renaissance – Schloss mit Innenarkaden um.
Die Herren von Žerotin waren große Förderer des Schulwesens. Sie unterstützten die Unität der Böhmischen Brüder, die von Johann von Žerotín im Jahre 1530 eine Fläche für die Errichtung eines Kollegiums und eines Spitals erwarben. 1577 erwarben sie ein Grundstück für die Errichtung eines Bruderhauses und einer Schule. 1604 – 1605 besuchte die höhere Brüderschule Johann Amos Comenius, der hier bei seiner Tante wohnte. Anfangs des 17. Jh. gehörte Strážnice mit seinen 4500 Einwohnern und ungefähr 700 Häusern zu den wichtigeren Städten in Mähren.
Die Herren von Magni
1628 erwarb Strážnice der kaiserliche Oberst Franz Reichsgraf von Magnis (1598–1652). Er war einer der Befehlshaber der königlichen Heere in der Schlacht am Weißen Berg und wurde vom Kaiser in Anerkennung seiner Verdienste 1622 in den Reichsfreiherren- und 1637 Reichsgrafenstand erhoben. Unter seiner Herrschaft wurden 1633 italienische Piaristen in die Stadt berufen. Ihre Hauptberufung war die Unterstützung der Bildung und Frömmigkeit. Gleich im Jahre 1634 gründeten hier ein Piaristengymnasium. Durch die Einwirkung auf die Kinder und Jugend gewannen die Piaristen für ihren Glauben allmählich auch die Bevölkerung von Strážnice.
Die vernichtete Stadt erholte sich nur langsam von den Leiden des Dreißigjährigen Krieges. 1652 brannte der Großteil der Stadt nieder, 1680 breitete sich die Pest aus und Anfang des 18. Jahrhunderts wurde die Umgebung wiederholt von ungarischen Aufständischen überfallen. Die Stadt verlor dadurch schnell an Bedeutung. Trotzdem erbaute man Piaristen-Komplex mit der Barockkirche Mariä Himmelfahrt, einem Klosterinternat und einem Gymnasium.
Die Nationalbewegung der Tschechen im 19. Jahrhundert brachte eine Veränderung der deutsch orientierte Stadt zu einem patriotischen Zentrum der Region mit. Es beginnen tschechische Vereine zu entstehen, man eröffnet eine tschechische Bürgerschule.
Das tschechische Gymnasium
Im Jahre 1897 entsteht das tschechische Gymnasium. Dieses beteiligt sich an der Bildung der Bewohner der ganzen Region bis heute. Ein Fundament zur Entwicklung des Schulwesens legte bereits die Unität der böhmischen Brüder mit ihren höheren Schulen, an die später das Piaristengymnasium angeknüpft hat. Das bestand bis 1874, als es unter Staatsverwaltung als ein staatliches Gymnasium übernommen wurde. In dieser Form existierte das Gymnasium bis zum Jahre 1884, paar Jahre später beginnt seine tschechische Etappe. Die Schulen in Strážnice besuchten die Persönligkeiten wie Johann Amos Comenius oder Tomáš Garrique Masaryk. Als Pädagoge wirkte am Gymnasium Johann Evangelist Purkyně. Seinen Namen trägt das heutige Gymnasium.
Im 19. Jahrhundert wurde Strážnice und seine Umgebung zu einem kulturellen Zentrum. Anfang des 20. Jahrhunderts setzte verstärkt die Industrialisierung ein. Heute ist Strážnice ein beliebter Kultur- und Tourismusort, in dem jährlich ein Folklorefestival stattfindet.
Sehenswürdigkeiten
Zu den interessanten Sehenswürdigkeiten der Stadt gehören das hiesige Museum, die Piaristenkirche Mariä Himmelfahrt, die St.-Martin-Kirche mit dem ehemaligen Wachtturm, oder das jüdische Ghetto mit dem Ritualbad, der Synagoge und dem Friedhof. In Strážnice gibt es eine Blaudruckwerkstätte mit Verkaufsgeschäft. Im Schloss von Strážnice befindet sich der Sitz des Nationalen Volkskulturinstituts. Zugänglich ist der Innenbereich der Schlossbibliothek sowie die Dauerausstellung über die Volksmusikinstrumente. Im Schlosspark findet jährlich am letzten Wochenende im Juni das internationale Folklorfestival statt. Eine Touristenattraktion ist der restaurierte Baťa-Kanal. Das Freilichtmuseum eines Dorfes Südmährens umfasst 64 Objekte aus allen völkerkundlichen Landecken der Mährischen Slowakei mit der einzgartigen Exposition der Weinbergbauten mit Weingärten und zeigt Weinbauentwicklung von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Für die Besucher werden verschiedene Programme mir Veranschaulichung der Bräuche und Sitten organisiert – wie z.B. Maibaumaufstellung, Erntefest, Weinbergverschließen, Vorführung der Handwerktechniken.
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